Verschiedene Zählerarten und Messsysteme für Gewerbestrom und Gewerbegas

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Wie jeder andere Kostenfaktor in Ihrem Unternehmen, sollte auch der Energieverbrauch Ihres Betriebs transparent aufbereitet werden. Als Basis dafür können unterschiedliche Zähler und Messsysteme dienen, die auf die besonderen Anforderungen von Gewerbe- und Großkunden ausgerichtet sind.

Welche Zählerarten es gibt und wie intelligente Zähler wirklich die Stromkosten Ihres Unternehmens senken können, erfahren Sie im folgenden Artikel.

 

Inhalt

  1. Was ist ein SLP-Zähler?
    1.1 Was ist ein Standardlastprofil (SLP)?
  2. Was ist ein RLM-Zähler? 2.1 Was ist eine registrierende Leistungsmessung (RLM)?
  3. Was ist ein Zweirichtungszähler?
  4. Was ist ein Zweitarifzähler oder Doppeltarifzähler?
  5. Was ist ein Smart Meter?
    5.1 Was ist ein intelligentes Messsystem (iMSys)?
    5.2 Was ist eine moderne Messeinrichtung?
    5.3 Was ist ein Smart Meter Gateway?
  6. Wann und wie können Gewerbekunden den Stromzähler wechseln?

 

1. Was ist ein SLP-Zähler?

Gewerbekunden mit einem Energieverbrauch unter 100.000 kWh und einem Gasverbrauch unter 1,5 GWh haben die Möglichkeit, ihren Energiebedarf über ein Standardlastprofil (SLP) abzurechnen. In diesem Fall wird ein monatlicher Abschlag bezahlt, dessen Betrag sich nach der jährlichen Zählerablesung richtet. Der SLP-Zähler übermittelt also anders als RLM-Zähler und intelligente Messsysteme keine aktuellen Verbrauchsdaten an den Verteilungsnetzbetreiber.

1.1 Was ist ein Standardlastprofil (SLP)?

Ein Lastprofil, auch Lastgang oder Lastkurve genannt, bezeichnet in der Energieversorgung den zeitlichen Verlauf der abgenommenen Leistung innerhalb einer bestimmten Periode. Das Standardlastprofil ist ein entsprechend repräsentatives Lastprofil, welches zur Prognose und Bilanzierung von Lastgängen angewendet werden kann, ohne dass eine registrierende Leistungsmessung vorgenommen werden muss.

Die Standardlastprofile für unterschiedliche Kundengruppen wie Gewerbe, Landwirtschaft oder Heizwärmespeicher werden direkt vom Verteilnetzbetreiber festgelegt. Diese gelten sodann für sämtliche zu bilanzierenden Marktlokationen innerhalb des Bilanzierungsgebiets. Dabei liegt es durchaus im Interesse des Verteilnetzbetreibers, die Eingruppierung und Prognose akkurat vorzunehmen, um nicht unter den finanziellen Folgen einer Abweichung zu leiden: Mögliche Differenzen zwischen bilanzierter und tatsächlich verbrauchter Energiemenge müssen vom Verteilnetzbetreiber durch Differenzenergie ausgeglichen werden.

 

2. Was ist ein RLM-Zähler?

Der RLM-Zähler kommt in der Regel bei Gewerbekunden mit einem Jahresverbrauch von mehr als 100.000 kWh elektrischer Energie bzw. 1,5 GWh Gas zum Einsatz, die per Gesetz zu einer registrierenden Leistungsmessung (RLM) verpflichtet sind. Man spricht hier auch von einer registrierenden Lastgangsmessung, bei welcher die Messung direkt beim Kunden durch den Energieversorger erfolgt. Gewerbekunden ab einem Leistungsbedarf von 500 kW haben die Möglichkeit, zwischen registrierender Leistungsmessung und der Abrechnung via Standardlastprofil zu wählen.

2.1 Was ist eine registrierende Leistungsmessung (RLM)?

Bei der registrierenden Leistungsmessung wird pro Messperiode ein Leistungsmittelwert erfasst. Diese Messperiode umfasst bei der Messung der elektrischen Energie 15 Minuten, bei der Gasmessung 60 Minuten. Alle Leistungsmittelwerte ergeben zusammengefasst den Lastgang des Unternehmens. Dieser Wert wird in der Regel sofort oder am Folgetag an den Netz- bzw. Verteilnetzbetreiber via Stromleitung, Mobilfunknetz oder Internet übermittelt, der ihn wiederum an den Stromanbieter weitergibt.

 

3. Was ist ein Zweirichtungszähler?

Auch wer sich als Betreiber einer Solaranalage ob seiner Unabhängigkeit glücklich schätzen kann, muss in Deutschland die Erzeugung seines Solarstroms, den Eigenverbrauchsanteil sowie den Netzbezug genauestens dokumentieren. Dafür benötigt man theoretisch drei verschiedene Zähler: Ein normaler Bezugszähler ist für den aus dem Versorgungsnetz bezogenen Strom zuständig. Ein Einspeisezähler misst den von der Solaranlage in das öffentliche Netz eingespeisten Strom. Ein Ertragszähler (auch PV-Zähler genannt) misst den Gesamtertrag an produziertem Strom. Dieser Gesamtbetrag ist sowohl für die Eigenverbrauchsvergütung relevant, als auch für die Regelung zum Mindest-Selbstverbrauch.

Der Zweirichtungszähler vereint die Fähigkeiten von Einspeisezähler und Bezugszähler in einem Gerät. Damit misst dieser Zähler sowohl die vom Anbieter abgenommene Strommenge, als auch den in das öffentliche Netz eingespeisten Strom. Betreiberinnen und Betreiber von Photovoltaikanlagen sind in der Entscheidung frei, ob sie einen kombinierten Zweirichtungszähler wählen oder mehrere einzelne Zähler einbauen lassen. Ein kleiner Nachteil des Zweirichtungszählers ist, dass dieser beim Netzbetreiber angemietet werden muss, wobei die Mietkosten für Zweirichtungszähler häufig deutlich über den Mietkosten für Einzelzähler liegen.

 

4. Was ist ein Zweitarifzähler oder Doppeltarifzähler?

Der Zweitarifzähler wird auch Doppeltarifzähler genannt und bezeichnet einen Stromzähler, der den Stromverbrauch eines Unternehmens mittels zweier Zählwerke erfasst. Der Doppeltarifzähler kommt damit immer dann zum Einsatz, wenn Gewerbekunden einen Hoch- und einen Niedertarif nutzen, also zum Beispiel eine Wärmepumpe oder eine Nachtstromheizung betreiben. In diesem Fall schaltet der Zweitarifzähler automatisch und abhängig von der Tageszeit zwischen Hoch- und Niedertarif hin und her. Die Tarifumschaltung geschieht in der Regel um 6.00 Uhr und um 22.00 Uhr, sodass tagsüber via Hochtarif abgerechnet wird, während die Abrechnung für den nächtlichen Stromverbrauch über den günstigeren Niedertarif stattfindet. Damit wird der Stromverbrauch automatisch in zwei unterschiedlichen zeitabhängigen Tarifen aufgezeichnet, sodass die Energiekosten des Unternehmens im Nachgang detailliert analysiert werden können.

 

5. Was ist ein Smart Meter?

Als Smart Meter werden im Allgemeinen digitale Zähler bezeichnet, die den klassischen elektromechanischen Ferraris-Stromzähler bis 2032 komplett ersetzen sollen. Während der Ferraris-Zähler auf einem Induktionsmotor basiert, welcher das mechanische Zählwerk in Gang setzt, arbeitet der intelligente Zähler rein elektronisch: Er besteht aus Spule, Widerstand oder Sensor sowie verschiedenen elektronischen Bauteilen. Neben intelligenten Strom- und Gaszählern werden inzwischen auch Wasser- und Fernwärmezähler als Smart Meter angeboten.

In den Medien werden Smart Meter häufig als stromsparende Alleskönner angepriesen, was sich unter anderem ihrer Vernetzbarkeit mit cleveren Zusatzgeräten verdankt: Die vom Smart Meter erfassten Daten können – sofern er in ein intelligentes Messsystem eingebunden ist – für gezielte Stromeinsparungen genutzt werden, beispielsweise, wenn Schnittstellen zur Gebäudeautomation bestehen. Auf diese Weise kann ein Smart Meter das Last- oder Tarifmanagement für Ihr Unternehmen erleichtern und die Basis für ein intelligentes Energiemanagement bilden.

5.1 Was ist ein intelligentes Messsystem (iMSys)?

Im deutschen Messstellenbetriebsgesetz wird der Begriff „Smart Meter“ bislang nicht verwendet. Stattdessen spricht man hier von „modernen Messeinrichtungen“ und „intelligenten Messsystemen“. Ein solches intelligentes Messsystem besteht immer aus zwei Komponenten: Aus einem Basiszähler und einer standardisierten Kommunikationseinheit bzw. aus einer modernen Messeinrichtung und einem Smart Meter Gateway.

5.2 Was ist eine moderne Messeinrichtung?

Als moderne Messeinrichtung werden digitale Zähler bzw. Smart Meter bezeichnet, die in der Lage sind, Messdaten sekundengenau für bis zu 24 Monate zu speichern und damit den Stromverbrauch jedes beliebigen Zeitraums sichtbar zu machen. Jeder intelligente Zähler kann durch ein Smart Meter Gateway (SMG) zum intelligenten Messsystem (iMSys) aufgerüstet werden.

5.3 Was ist ein Smart Meter Gateway?

Ein Smart Meter Gateway (SMG) ist eine Kommunikationseinheit, welche eine Schnittstelle zwischen Zähler und Kommunikationsnetz bilden kann. Das Smart Meter Gateway ermöglicht damit eine automatische Datenübertragung zum Messstellenbetreiber und kann mit mehreren modernen Messeinrichtungen (Smart Metern) verbunden werden. Die Datenübertragung geschieht mittels LAN, Powerline oder Mobilfunk. Das intelligente Messsystem kann somit auch aus der Ferne abgelesen werden und die Verbrauchswerte automatisch mit bestimmten Empfängern teilen, sodass eine händische Ablesung der Zählerstände nicht länger notwendig ist. Die Daten zum Energieverbrauch werden vom SMG in Kilowatt angezeigt und können vom Kunden über einen Schnittstelle auf einem digitalen Endgerät direkt eingesehen werden. Auf diese Weise sind Gewerbekunden in der Lage, verbrauchsintensive Geräte und Anlagen zielgenau ausfindig zu machen und konkrete Einsparpotentiale in ihrem Unternehmen als solche zu identifizieren.

 

6. Wann und wie können Gewerbekunden den Stromzähler wechseln?

Sowohl Privat- als auch Gewerbekunden haben jederzeit die Möglichkeit, ihren Stromzähler austauschen zu lassen. Diese Option steht seit der Liberalisierung des Messwesens 2008 jedem Privat- und Gewerbekunden in Deutschland zu. Entsprechend können Sie den Betreiber Ihres Strom- und Gaszählers ganz unabhängig von Netzbetreibern und Energieversorgern wählen. Wer Ihren Stromzähler einbaut und wer diesen abliest, liegt also allein bei Ihnen, ganz gleich, ob Sie Hausbesitzer, Wohnungseigentümer oder Mieter sind.

Sie wünschen sich Unterstützung beim Wechsel Ihres Stromanbieters oder möchten die Energieversorgung Ihres Unternehmens gerne langfristig in beste Hände abgeben? Als erfahrene Energiemakler für Gewerbestrom und Gewerbegas beraten wir Sie jederzeit gerne.

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